Gesichter

Die Physische Attraktivität des weiblichen Gesichtes

Gesichtsparameter

Bei einer Studie von Cunningham aus 1980 wurde noch ein anderes AttraktivitĂ€tskriterium neben das der Neotenie determiniert. Cunningham lokalisierte (Henss, 1998) bei 27 Teilnehmerinnen einer internationalen Stichprobe und bei 23 amerikanischen Studenten bestimmte vordefinierte Punkte im Gesicht und vermaß die jeweiligen AbstĂ€nde und FlĂ€chen zu bestimmten anderen Punkten. Außerdem ließ er jene Gesichter durch amerikanische Studenten beurteilen. Cunningham bildete zudem drei Kategorien von Gesichtsparametern: Merkmale des Kindchenschemas, Merkmale der Reife und expressive Merkmale.
Welche Merkmale zum Kindchenschema gehören, wurde ja bereits mehrfach erlĂ€utert. Zu den Merkmalen der Reife zĂ€hlte Cunningham breite Backenknochen und engere Wangen. Zu den expressiven Merkmalen gehörten solche, die Ausdruck von positiven Emotionen vermitteln (wie breites LĂ€cheln, hohe Augenbrauen und große Pupillen). Multiple Korrelationen mit AttraktivitĂ€t als Kriterium und die Merkmale als PrĂ€diktoren zeigten, dass alle drei Kategorien zur AttraktivitĂ€t beitrugen. Dabei wurden aber große Augen, eine kleine Nase, schmale Wangen (Merkmal der Reife) und ein breites LĂ€cheln (expressives Merkmal) als besonders attraktiv bewertet.
Auch als Cunningham 1995 Fotos von schwarzen amerikanischen Frauen von schwarzen und weißen Amerikanern bewerten ließ, bestĂ€tigten sich dieselben Merkmale als besonders anziehend (Henss, 1998).
Es war also zumindest bei Cunninghams Studien eine Kombination von neotenen, reifen und expressiven Gesichtsmerkmalen, die bei weiblichen Gesichtern am anziehendsten wirkten. Diese Befunde stĂŒtzen Thesen, wonach eine Frau dann am attraktivsten auf einen Mann wirkt, wenn sie nicht nur neotene GesichtzĂŒge aufweist, sondern auch Zeichen der Reife und QualitĂ€ten einer angenehmen Partnerin in ihrem Gesicht erkennbar sind.

Bei einem anderen Vergleich von Grammer aus 1993 (Henss, 1998) von 16 „normalen“ Frauen und 16 ausgewĂ€hlten Frauen aus Schönheitsmagazinen zeigte sich, dass die attraktiveren Frauen aus den MĂ€nnermagazinen weiter auseinanderstehende Augen, breitere MĂŒnder (expressives Merkmal), stĂ€rker hervortretende und höhere Wangenknochen (Reife-Merkmal) und eine lĂ€ngere Nase hatten. Außerdem hatten sie breitere Gesichter (Neotenie-Merkmal) und einen kleineren Kinn (Neotenie-Merkmal).

„...Weibliche AttraktivitĂ€t (zeichnet sich) durch Signale der Reife, die sich in den Backenknochen ausdrĂŒckt, im Verbund mit Signalen der Submission wie den relativ zum Gesamtgesicht kleinen Kinn aus“ (GRAMMER; zit. nach Henss, 1998, S. 63).

Diese Merkmalskonstellation wurde von Grammer als das „Sexyschema“ (Henss, 1998)
bezeichnet.

Viele andere Befunde (siehe dazu einige Beschreibungen bei Henss, 1998) zeigen, dass das Kindchenschema teilweise zwar sehr hoch mit AttraktivitĂ€t korreliert, es aber widersprĂŒchliche Ergebnisse dazu gibt, welche Merkmale nun als besonders attraktiv gesehen werden.
Mal waren kleinere, mal grĂ¶ĂŸere Augen, mal eine kleinere, dann wieder eine lĂ€ngere Nase schöner, je nachdem welche Merkmale welcher Kategorie von den Beurteilern bevorzugt wurden.
Als am zuverlĂ€ssigsten fĂŒr weibliche Schönheit scheinen gegenwĂ€rtig hervortretende Wangenknochen und konkave Wangen (Reife-Merkmale) sowie das Kindchenmerkmal kleines Kinn zu sein, wobei der Abstand zwischen Mund und Kinn nicht zu groß sein darf. In Henss' „Gesicht und Persönlichkeitseindruck“ ist zu lesen, dass besonders jene Kinnproportionen als attraktiv wahrgenommen werden, die typisch fĂŒr 11-jĂ€hrige MĂ€dchen sind.

Wir haben nun gesehen, dass neotene GesichtszĂŒge bei Frauen vorteilhaft fĂŒr deren AttraktivitĂ€t sein können. Doch warum finden wir (und vor allem MĂ€nner) solche Merkmale von erwachsenen Frauen schön, die einem Kleinkind Ă€hnlich sehen?
Die Antwort beruht wieder auf evolutionsbasierten Theorien, wonach Neotenie gute Anhaltspunkte fĂŒr die Jugendlichkeit und optimale Fruchtbarkeit zu sein scheint und deshalb vor allem solche Gesichter die Aufmerksamkeit von MĂ€nnern erregen. Allerdings sprechen die Befunde, bei denen solche Frauengesichter als attraktiver bewertet wurden, die zusĂ€tzlich noch Anzeichen von Reife vorwiesen, eher fĂŒr die FertilitĂ€tshypothese und weniger fĂŒr die Neotenie als das entscheidende AttraktivitĂ€tskriterium.

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